Nachrichten aus der Zukunft

 

Meine Zeichnungen

Schon einige Jahre, bevor ich begonnen habe zu malen, fing ich an, Dinge, Situationen oder Beziehungen als Muster zu sehen. Das konnten ganz kleine Dinge sein wie zum Beispiel die Interaktion zwischen einem Grashalm und einem Tier, das über diesen Grashalm läuft, was ein ganz spezielles Muster erzeugt. Es konnten auch sehr große Dinge sein wie Beziehungen zwischen Ländern, die ebenfalls miteinander Muster bilden, die auf sehr vielen Ebenen betrachtet werden können. Ich sah die vielschichtigen Muster von Beziehungen zwischen Menschen. 

Besonders schön ist es, eine Liebesbeziehung zu sehen, weil die sich im besten Fall in ganz bezaubernden Farben darstellt, die genau Auskunft darüber geben, wie die Beziehung gelebt wird. Ein paar Jahre lang habe ich meine Fähigkeiten dazu eingesetzt, anderen Menschen dabei zu helfen, ihre aktuelle Lebenssituation zu verstehen und auch zu verändern. 

Diese Art des Sehens hat mich sehr begeistert und fasziniert. Mein Weg ist jedoch unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass mir bestimmte Ebenen der Wahrnehmung nur so lange zugänglich sind, wie sie mir helfen zu wachsen und mich zu entwickeln. So ist auch diese Fähigkeit zwar nicht verschwunden, aber eher in den Hintergrund getreten. Stattdessen habe ich begonnen, Muster zu sehen von Dingen, die es noch nicht gibt. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich überhaupt begriffen habe, was ich da sehe. Anstelle eines Ist-Zustandes sehe ich nun Bewusstseinskarten, die eine mögliche Entwicklung vorgeben. Soweit mir bekannt ist, bin ich derzeit der einzige Mensch auf der Welt, der diese Strömungen aus der Zukunft nicht nur sehen, sondern auch zeichnen kann. 

Jeder hat auf einer ganz persönlichen Ebene diese möglichen Zukünfte um sich herum, die das höchste Entfaltungspotential in sich tragen, aber nicht jeder entscheidet sich, dafür wach und aufmerksam zu sein. Der persönlichen Ideallinie zu folgen braucht oft Geduld und Mut und die Bereitschaft, sich von eigenen Vorstellungen frei zu machen. 

Während ich bei meinen Ölbildern einen Eindruck davon habe, was bzw. wovon sie erzählen oder was ihre Funktion ist, kommen meine Zeichnungen aus einem vollkommen neutralen Raum. Sie sind mental nicht fassbar. Das ist ein großer Vorteil, wenn es darum geht, Neues zu erschaffen. Ich denke, die meisten Menschen kennen den tollen Moment, in dem ‚wie aus dem Nichts‘ plötzlich eine Idee da ist, von der man das Gefühl hat, sie kommt aus einer Ecke, wo man noch nicht war. Ich würde auch jedem Betrachtenden ans Herz legen, nicht sofort nach vertrauten Formen zu suchen, sondern die Zeichnungen einfach nur wirken zu lassen. 

Man kann sich das etwa so vorstellen: Das Internet war auf Musterebene schon Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte zu sehen, bevor es dann tatsächlich die entsprechende Hard- und Software gab. Was hätte es einem Menschen, der noch mit der Droschke reiste, genützt, davon zu hören? Nichts – aber die Stimulationen waren da für eine Vielzahl von Erfindungen, die in der Summe das Leben tiefgreifend verändert haben. 

Ich vermute, dass der Zeitpunkt kommen wird, wo ich zumindest grob erfassen kann, wovon eine meiner Zeichnungen handelt – ob es sich um Potentiale im Bereich Technologie oder Soziologie oder Botanik usw. handelt, aber bis dahin finde ich es auch schön, mich auf das Unbekannte und Unbeschreibbare einzulassen. 

Sehr klar war bei meiner künstlerischen Arbeit von Anfang an, dass sie oft einen Ortsbezug hat. Zwei Bilder wollten unbedingt in Berlin entstehen, für ein anderes bin ich nach Prag gereist, für wieder ein anderes nach Mallorca. Ich liebe es, etwas zu malen oder zu zeichnen wovon ich spüre – oh, das tut dem Ort jetzt richtig gut. Das bringt neue Impulse in Ebenen, die fahl und grau geworden waren und die nun wieder beginnen zu leuchten. 

Wenn ich also in meine eigenen Zukunft sehe, dann sehe ich meine Bilder an ganz vielen verschiedenen Orten rund um die Erde und miteinander bilden sie so etwas wie einen vielfarbigen Korridor, durch den ein frischer Wind weht.